Donald Trump: Fluch und Segen für die kanadische Wirtschaft?

Die Wahl von Donald Trump zum US-amerikanischen Präsidenten hat immenses Aufsehen erregt. Insbesondere, weil dessen Konkurrentin Hillary Clinton bei Wahlprognosen bereits als klare Siegerin gehandelt wurde. Unmittelbar nach Veröffentlichung des Wahlergebnisses brachen die Server der kanadischen Einwanderungsbehörde zusammen. Viele Amerikaner reagierten emotional und sahen sich bereits in kanadische Gegenden wie Nova Scotia auswandern – ein beliebtes Tourismusziel und eine der drei Seeprovinzen Kanadas. Dort scheint ein Immobilien Hausbau für viele Amerikaner mittlerweile attraktiver zu sein als auf dem eigenen Grund und Boden. Es ist beachtenswert, dass ein neuer US-Präsident immense Auswirkungen auf die kanadische Wirtschaft hat.

Die neue amerikanische Ökonomie

Der neue US-Präsident hat während seines Wahlkampfes viele wirtschaftliche Ideen geäußert, die so manch einem seriösen Ökonomen die Haare zu Berge stehen ließen. Der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, Steuersenkungen ohne Einsparungen bei den Staatsausgaben und die Ankurbelung von Kohlekraftwerken. Mal abgesehen von dem Klimawandel, der in den Augen von Donald Trump nicht existiert. Trumps Wirtschaftspläne ernten bei Großfarmen, Ölmagneten und der Waffenindustrie regen Beifall. Für Kanada sind vornehmlich die Pläne rund um die Freihandelszone NAFTA von Bedeutung. NAFTA ist die Abkürzung für “North America Free Trade Agreement”, das am 1. Januar 1994 in Kraft trat. Der Freihandelszone gehören die drei Staaten USA, Mexiko und Kanada an. Trump bezeichnet das Abkommen als “schlechtesten Deal aller Zeiten” und tritt offen als entschiedener Kritiker der Freihandelsverträge auf. Die amerikanischen Bauern erhoffen sich größere Freiheiten, die vermeintliche Nachteile der USA bei dem internationalen Handelsabkommen ausmerzen. Beispielsweise größere Spielräume beim Einsatz von Pestiziden oder der Düngung von Feldern.

NAFTA – neue Spielregeln für Kanada?

Internationale Experten vermuten, dass Donald Trump das NAFTA-Abkommen tatsächlich kündigen wird. In den Verträgen ist eine sechsmonatige Sperrfrist bis zur Wirksamkeit der Kündigung vorgesehen. Trump wird die zeitliche Pause nutzen, um bessere Konditionen auszuhandeln. Kanada hat bereits öffentlich Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Trump agiert ganz nach seinem Motto “America First”. Diese Leitlinie ist auf das NAFTA-Abkommen übertragbar – die Außenhandelspolitik soll zukünftig vorrangig den Interessen der USA dienen. Kanada und die USA sind wirtschaftlich eng verflochten, weshalb die Pläne der USA für Verunsicherung gesorgt haben. Die USA stellen die wichtigsten Investoren für Kanada. 75 Prozent der kanadischen Exporte werden in die USA geliefert. Die Konjunktur Kanadas wird unmittelbar von den USA beeinflusst. Die OECD erwartet trotz der neuen Verhandlungen wirtschaftliche Vorteile für die kanadische Wirtschaft, die auf einem “Spillover”-Effekt beruhen. Die geplanten Investitionen in die amerikanische Infrastruktur könnten die kanadische Wirtschaft zumindest kurzfristig beflügeln. Kanada ist an einer erneuten Verhandlung des NAFTA-Abkommens interessiert. Nicht zuletzt, weil das Jahrzehnte alte Abkommen viele Aspekte nicht berücksichtigt. Beispielsweise vereinfachte Visaregelungen von grenzüberschreitenden Mitarbeitern und die Bedürfnisse der Digitalwirtschaft. Oder die Kennzeichnung von Herkunftsstaaten und Biosiegel.